Green Care Machbarkeitsstudie
Sozial nachhaltige Inklusion von Menschen mit Behinderung in Arbeitsprozesse des Gartenbaus (IRMA)
Das Green Care-Forschungsprojekt IRMA (Sozial nachhaltige Inklusion von Menschen mit Behinderung in Arbeitsprozesse des Gartenbaus) der Universität für Bodenkultur (BOKU) soll Menschen mit Behinderung, die derzeit in sozialen Einrichtungen im Rahmen der Beschäftigungstherapie betreut werden sowie tätig sind, ein Teilhaben an den beruflichen Aktivitäten der Gesellschaft durch überbetriebliche Kooperationen mit privaten Gartenbaubetrieben ermöglichen. Diese Form der Green Care Diversifizierung hat das Potenzial den teilnehmenden Gartenbaubetrieben künftig eine zusätzliche Einkommensmöglichkeit zu schaffen.
Um den Erfolg garantieren zu können, sind am Projekt folgende Stakeholder bzw. Interessenspartner beteiligt: Arbeitsmarktservice, Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, Frau Dr. Spraul (Gartenbauexpertin), Gartenbaubetriebe in Wien, Niederösterreich und in der Steiermark, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH(IQPR), Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich, Landwirtschaftskammer Österreich, Landwirtschaftskammer Wien, MTM-Institut, Tagesstrukturen mit Menschen mit Behinderung mehrerer Bundesländer, Universität für Bodenkultur und der Verein Green Care Österreich.
Das Green Care-Projekt erstreckt sich über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren (September 2017 bis März 2020). In der ersten Hälfte des Projektes wurden bereits die Anforderungen an ausgewählte Arbeitsprozesse im Gemüsebau, Zierpflanzenbau und im Bereich der Baumschulen sowie Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung nach der Methode IMBA (Integration von Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt) analysiert.
Es wurden außerdem bereits die ersten Profilvergleiche (Gegenüberstellung von Anforderungen und Fähigkeiten) durchgeführt. Neben IMBA wird im Projekt auch mit dem EAWS (Ergonomic Assessment Worksheet) gearbeitet, um die bestehenden biomechanischen Risiken im Gartenbau zu identifizieren. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine menschengerechte Inklusion in ausgewählte Arbeitsprozesse. Es können Optimierungsmaßnahmen abgeleitet werden und so die bestehenden Arbeitsvorgänge inklusiv gestaltet werden.
Teil des Projektes ist die Implementierung der Zusammenarbeit von Sozialeinrichtungen und Gartenbaubetrieben für die Tomatenernte. Als Pilot Bundesland wurde Wien ausgewählt. Das Ziel ist eine spätere österreichweite Umsetzung. Für diese innovative Art der Zusammenarbeit ist eine Schulung zielführend. Ein Schulungstag ist für Anfang Mai 2019 an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik zu einem ausgewählten Arbeitsprozess mit anschließender Praxiseinheit in einem Gartenbaubetrieb angesetzt.
Der ausgewählte Arbeitsprozess wird in Folge in der Praxis von Menschen mit Behinderung - die in Sozialeinrichtungen beschäftigt sind - in ausgewählten Gartenbaubetrieben stundenweise über sechs Monate von Mai bis Oktober 2019 durchgeführt. Die Menschen mit Behinderung werden von MitarbeiterInnen ihrer Sozialeinrichtungen während der Arbeitserledigung betreut sowie von FacharbeiterInnen der Gartenbaubetriebe fachlich unterstützt. Eine Projektmitarbeiterin der BOKU begleitet die Kooperation gleichzeitig wissenschaftlich. Ziel der wissenschaftlichen Begleitung ist es, die Stärken und Schwächen der Implementierung zu erheben und für die Schwächen Lösungsansätze zu ermitteln, um sicherzustellen, dass Inklusion gut gelingt.
Hierfür werden im Pilotlehrgang, über Blended-Learning sowie einen Schulungstag, Menschen mit Behinderung, BetreuerInnen von Beschäftigungstherapiewerkstätten und BetriebsleiterInnen sowie MitarbeiterInnen von Gartenbaubetrieben und LFA-Ausbildner gemeinsam in der Sozialkompetenz sowie fachlich in einem ausgewählten Arbeitsprozess im Gartenbau geschult.
Blended Learning ist eine Lernform, die eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning anbietet. Den Menschen mit Behinderung und MitarbeiterInnen von Sozialeinrichtungen wird das nötige gartenbauliche Fachwissen zum ausgewählten Arbeitsprozess vermittelt, damit Arbeits- und Produktqualität im Sinne des Gartenbaubetriebes gewährleistet werden kann. Den FacharbeiterInnen und BetriebsleiterInnen des Gartenbaus werden Inhalte zur Sozialkompetenz für den Umgang mit Menschen mit Behinderung anwendungsorientiert bereitgestellt.
Die Erfahrungen aus dem Pilotlehrgang und der Implementierung in ausgewählten Pilotbetrieben werden dokumentiert, analysiert und verschriftlicht und für das Erstellen einer Informationsbroschüre bereitgestellt.
Außerdem werden die Erfahrungen aus dem Projekt genutzt um in einem Folgeprojekt einen LFI-Lehrgang zu konzipieren und umzusetzen.
Für das Gelingen dieses Inklusionsprojektes, insbesondere das Verwirklichen eines Best-Practice-Beispiels, ist eine enge Zusammenarbeit von Projektkoordination mit den ausgewählten Sozialeinrichtungen und Gartenbaubetrieben sowie die Unterstützung durch die LK Wien, den Verein Green Care Österreich und dem Fonds Soziales Wien erforderlich. Kontaktperson BOKU
Mag.a Sophie Schaffernicht MSc
sophie.schaffernicht@boku.ac.at
T +43 (0)676 3864958
Das Projekt, sozial nachhaltige Inklusion von Menschen mit Behinderung in Arbeitsprozesse des Gartenbaus (IRMA), wird finanziert durch das Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT).