02.07.2019
Am Loidholdhof wird die Arbeits- und Wohngemeinschaft von Menschen mit und ohne Behinderung gelebt
Außerhalb von St. Martin im Mühlkreis in Oberösterreich, idyllisch oberhalb der Donau gelegen, wird auf dem Loidholdhof, einem biodynamisch wirtschaftenden Betrieb, eine besondere Form des Zusammenlebens gepflegt. Dieser Bauernhof ist Arbeitsstätte und gleichzeitig Wohnort für eine Gruppe von Menschen, von denen einige aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung Unterstützung in unterschiedlichem Maße erhalten. Für ihre Green Care-Angebote “Wohnen sowie Beschäftigungsmöglichkeit am Bauernhof“ hat die Integrative Gemeinschaft die Hoftafel erhalten.
Jeder trägt gleichermaßen Verantwortung - Der wertschätzende Umgang untereinander zählt
Das Gemeinsame ist auf dem Loidholdhof besonders präsent. “Unsere Gemeinschaft besteht aktuell aus 26 begleiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Altersgruppen sowie einem Team aus den Bereichen Sozialbetreuung und Behindertenbegleitung, von denen einige - mit ihren Familien - ebenfalls auf dem Hof zuhause sind“, erläutert Dipl.-Ing. (FH) Achim Leibing, MAS, geschäftsführender Vorstand und Hofleiter. Zusammen bewirtschaften sie seit etwa zwei Jahrzehnten den mittlerweile auf 46 ha angewachsenen Bio-Demeter-zertifizierten Ackerbau- und Grünland-Betrieb, sind ebenso in der Getreide- wie in der Saatguterzeugung alter Sorten tätig, im Gemüse- und Obstbau und der Milchviehhaltung mit alten Rassen. “Das miteinander Wohnen und Arbeiten geht in unserer Gruppe ineinander über. Jede Bewohnerin ist auch Landwirtin und jeder Bewohner auch Landwirt. Vor allem sind bei uns alle gleichwertig und gleichberechtigt und damit auch in den Hofgremien entsprechend vertreten. Wichtig ist, dass alle gleichermaßen Verantwortung für die Gemeinschaft tragen. Es ist ein Zusammenhalt, der den Umgang mit Menschen in den Fokus rückt, in dem man sich gegenseitig unterstützt und so jeder wachsen kann“, zeigt Leibing auf.
“Die Integrative Gemeinschaft Loidholdhof ist ein Leuchtturmbeispiel für gelebte Inklusion in enger Verbindung mit dem bäuerlichen Bereich. Sie zeigt uns, wie das Zusammenleben und -arbeiten von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung auf einem landwirtschaftlichen Betrieb funktionieren kann. Unsere Gesellschaft braucht noch mehr solcher Initiativen, die behinderte Personen als gleichgestellte Partner im Alltags- und Berufsleben anerkennen und ihnen ein verantwortungsvolles, erfülltes Leben ermöglichen. Das ist eines der Ziele, die das Vorhaben Green Care - Wo Menschen aufblühen verfolgt“, so der Obmann des Vereins Green Care Österreich KDir. Ing. Robert Fitzthum.
Dem stimmt auch ÖR Karl Grabmayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, zu: “Der Loidholdhof bietet seinen Bewonerinnen und Bewohnern einen anregenden Lebensraum. Die Arbeit auf den Feldern und im Gemüsegarten eröffnet einen tiefen Einblick in die Welt des Pflanzenwachstums und in die Bedeutung, die dabei der Tierwelt zukommt, bis hin zu den bestäubenden Insekten.
Eine schöpferische Kreativität kann zusätzlich in den diversen Werkstätten ausgelebt werden. Bei so vielfältigen Aufgabenfeldern, wie sie der Loidholdhof bietet, können alle ihren persönlichen Zugang finden und einen sinnvollen Beitrag leisten“, so Grabmayr.
Eine schöpferische Kreativität kann zusätzlich in den diversen Werkstätten ausgelebt werden. Bei so vielfältigen Aufgabenfeldern, wie sie der Loidholdhof bietet, können alle ihren persönlichen Zugang finden und einen sinnvollen Beitrag leisten“, so Grabmayr.
Die Arbeit am Hof beruht auf den Kriterien der “Fähigkeitsorientierten Aktivität“. Alle Mitarbeitenden lernen zu Beginn sämtliche Arbeitsbereiche kennen, um die jeweiligen Interessen zu finden. Alle leisten ihren individuellen Beitrag zur Gemeinschaft, die Arbeit erfolgt in familiären, aber dennoch klaren Strukturen. “Der Loidholdhof in seiner jetzigen Funktion geht auf eine Elterninitiative zurück, die einen Bauernhof als ideales Lebensumfeld für ihre behinderten Familienangehörigen sahen. Einen Ort, an dem man sich frei bewegen, in der Natur arbeiten und sich entfalten kann. Die Hofform bietet dafür eine Vielzahl an Möglichkeiten, einzelne Betriebszweige individuell auszugestalten - wie ein flexibles Kleidungsstück, dass sich an den Menschen anpasst“, so Leibing. Die Vielzahl der hier erzeugten Lebensmittel wie frisches Gemüse, Obst, Backwaren, Kräuter, Honig etc. dient nicht nur der Eigenversorgung - auf eine gesunde Ernährung und täglich frisch gekochtes Essen wird großer Wert gelegt -, sondern wird zusammen mit den Erzeugnissen der Holzwerkstatt und der Weberei sowohl im Lebensmitteleinzelhandel, als auch im eigenen Hofcafe und online vermarktet.
Foto: ÖR Karl Grabmayr Landwirtschaftskammer
OÖ Vizepräsident (l); DI (FH) Achim Leibing Hofleiter (4. v. r.); Ing. Manuela Jachs-Wagner LFI-Geschäftsführerin (2.v.r.); Green Care Koordinatorin DI Heidi
Reisner-Reiwöger (r.)
OÖ Vizepräsident (l); DI (FH) Achim Leibing Hofleiter (4. v. r.); Ing. Manuela Jachs-Wagner LFI-Geschäftsführerin (2.v.r.); Green Care Koordinatorin DI Heidi
Reisner-Reiwöger (r.)